Das hätte sich der alte "Baron" Schmiedel 260 Jahre nach seinem 30-jährigen Dienst am "königl.-pohln. und chursächs." Hof wohl nicht träumen lassen, einen spektakulären Auftritt im Internet zu haben !
Lebensgroße Büste aus Meißner Porzellan 1739 von
J. J. Kändler als "Postmeister von Lauchstädt" Gottfried Junge.
Ein Exemplar steht in der Staatlichen Kunstsammlung / Porzellanmuseum im Dresdner Zwinger. |
„Baron“ Schmiedel erlangte im sächsischen augusteischen Zeitalter an der Seite von Joseph Fröhlich als „zweiter“ Hoftaschenspieler einige Berühmtheit. Dazu geben eine stattliche Anzahl figürlicher Darstellungen, Abbildungen und Bildhauerarbeiten, insbesondere die meisterhaft gefertigte oben abgebildete Büste im Habit des „Postmeister Schmiedel“ Zeugnis. Johann Gottfried Graf, dies ist wahrscheinlich sein Geburtsname, wurde im Jahr 1700 in Schlesien als uneheliches Kind einer, der schwarzen Magie verdächtigten „Tierheilerin“ geboren. Ein Freiherr nahm sich seiner an und schickte ihn zum Studium zusammen mit seinem leiblichen Sohn nach Breslau. Statt eifrig zu studieren ergab er sich dem Trunke und Billardspiel. Als von ihm einmal Rechenschaft über die „Studienergebnisse“ verlangt wurde, verlor er die Gunst seines Protegès und durfte ihm nicht mehr unter die Augen treten.
In der Mitte der 1720-iger Jahre verschlug es ihn in die Residenzstadt Dresden, wo er sich als Diener
verschiedener Adliger meist nur kurzzeitig durchschlug.
Im „Königl. pohlnischen und Churfürstl. sächsischen Hof- und Staatskalender“ wird er in der Ausgabe
auf 1732 erstmalig als „Cammer-Courier Mr. Schmiedel“ erwähnt und in den folgenden Ausgaben stets
nach Joseph Fröhlich meist als Hoftaschenspieler aufgeführt. Für ihn gibt es eine Reihe urkundlich erwähnter „Funktionsbezeichnungen“: „Jagd-, Post-, Reise- und Cammercurir“, sowie „Baron sans repos“ (frz. „Baron Unruhe“ – Dresdner Adressbuch 1740). Insbesondere als „Tisch Rath“ hatte er die Aufgabe, für Späße und derbe Belustigungen bei den Gelagen der Hofgesellschaft zu sorgen. In der von August dem Starken gegründeten „Sociéte des antisobres“ (dtsch. etwa: Gesellschaft von Nüchternheitsgegnern) führte er mit Fröhlich das große Wort. Die offizielle Bestallung am Hof nahm erst der Sohn August des Starken 1733 / 1734 vor (offizielle Urkunden dazu wurden nicht gefunden). Dem ging 1733 nach dem Tod August des Starken ein wahrscheinlich sehr kurzes Dienstverhältnis als Postmeister in (Bad) Lauchstädt voraus mit der Namensbezeichnung Gottfried Junge (auch dazu sind keine Archivbelege zu finden gewesen). Möglicherweise zog ihn eine unglücklich verlaufene Liebe in diesen Ort. Aus dieser Episode rührt die Gestaltung der eingangs erwähnten Kaendler-Büste im damals üblichen Postmeisterhabit her. In den Kalendern auf die Jahre 1748 bis 1751 fehlt für ihn der Eintrag an der üblichen Stelle; eine schlüssige Erklärung dafür konnte nicht gefunden werden. Ab 1752 erscheinen Fröhlich mit der neuen Bezeichnung „Mühlen=Commissarius" und Schmiedel als „Jagd=Commisssarius“.
„Baron" Schmiedel wird in der Literaturhistorie ein Gedicht aus dem Jahre 1746 zugeschrieben, in dem er
Glückwünsche für eine Hochzeit im sächsischen Adelsstand ausspricht
(„Den allerbesten Vogelfang ….“ siehe ausführliche Abhandlung).
Über „Johann Gottfried Graf genannt Baron (von) Schmiedel“ gibt es bisher (Juli2014) keine
zusammenfassende biografische Darstellung. Er wird in zeitgenössischen und
historisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen vielfach sekundär im Kontext zu Fröhlich
erwähnt. Es sind eine Reihe von Erzählungen und Sagen im Umlauf, die zum Teil als „Dichtung
und Wahrheit“ differenziert betrachtet werden müssen. Amüsant zu lesen ist eine romanhafte
Veröffentlichung von Carl Willnau (Pseudonym von Carl Naumann – einem sächsischen Autor des 20.
Jahrhunderts und erwähnt als Literaturquelle im
Artikel zu Fröhlich in der SaeBi) mit dem Titel „Hofnarr Fröhlich – die ergötzliche Geschichte
seines Lebens.“ Sichere Belege für die dargestellten Episoden wurden nicht gefunden. Die bisherige Auffassung zum Lebensweg des „Baron" Schmiedel gingen davon aus, dass er nach 1747 aus der sächsischen Geschichte „verschwand". Ursache könnte nicht erschlossene Archivmaterialien gewesen sein, die von mir entdeckt wurden. Zum Beispiel die erwähnten Eintragungen in die Hofkalender auf die Jahre 1752 – 1754.
Ein im Internet digitalisiert vorliegendes Gedicht aus dem Jahre 1754 über die
„…Orttenburg zu Budißin …“ (heute: Ortenburg in Bautzen/Sachsen) weist markante Bezugspunkte
bei den Verfasserangaben und im Stil zu „Baron" Schmiedel auf – als Autor wird einer seiner Namen
und die Bezeichnungen „Schloß-Inspector“ sowie „… bestallter Ober-Jagd-Commisarius …“ genannt.
Dies gab Anlaß für aufwändige Recherchen nach Personenidentitäten.
Abschließend ist festzustellen, dass „Baron" Schmiedel 30 Jahre am Hof in Dresden und Warschau
präsent gewesen ist. |
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