Einer meiner zuverlässigten Kraftfahrer war Frank T. aus Heidenau bei Dresden. Er hatte KfZ-Mechaniker in einer auf den sowjetischen Importautotyp "Moskwitsch" spezialisierten Werkstatt gelernt und war Fan dieser Marke.

Als wir eines Tages auf einem Autobahnparkplatz Pause machten, bemerkte er ein Pärchen an einem Moskwitsch mit offener Motorhaube werkeln. Ich stimmte seinem Ansinnen zu, ob er da mal helfen dürfte. Er machte sich im Motorraum zu schaffen, setzte sich dann auf den Fahrersitz. Plötzlich sprang er auf - knallte die Motorhaube zu und kam zu unseren Auto zurück. Gerade wollte ich ihn der Unhöflichkeit bezichtigen, rief er beim Einsteigen über das Autodach in Richtung des Pärchens: "Versuchen sie es doch mal mit Benzin!" Der Tank sei leer gewesen, erklärte er mir und wir fuhren auf und davon.

Uwe K. hatte auch KfZ-Mechniker gelernt im VEB Horch Kraftfahrzeug- und Motorenwerke in Zwickau. Er hatte den KfZ-Offizier des Regiments so lange genervt, bis dieser für unseren EMW-340/2 einen neuen Motor genehmigt. Der alte Motor zog nach seiner Meinung nicht richtig. Nach dem Motorwechsel und einer Probefahrt fragte er, ob in den nächsten Tagen was zum Fahren anliegt. Ich verneinte.

Am nächsten Tag kam der KfZ-Offizier zu mir und erkundigte sich, ob ich den Uwe weggeschickt hätte; das Auto und Uwe wären gestern nicht gesichtet worden. Was nun? Ein Unteroffizier der NVA samt Auto verschwunden - schlimmster Gedanke: sog. "Unerlaubte Entfernung" oder gar Fahnenflucht? Das traute ich ihm aber keinesfalls zu und so warteten wir ab. Am nächsten Morgen meldete er sich bei mir und äußerte sich nunmehr zufriedenstellend über den "neuen neuen Motor". Er war einfach nach Zwickau gefahren zu seinem alten Betrieb und hatte sich dort einen Motor nach seinem Geschmack organisiert.

Übrigens: Die Fahrgestellnummer des Autos war 40377 - das werde ich wohl nie vergessen, denn das Typenschild war am Amaturenbrett direkt vor dem Beifahrersitz angebracht und so ständig im Blickfeld.